Multifamilienarbeit in der Schule (FiSch)
Familienbeziehungen beeinflussen natürlich auch das Verhalten von Kindern in der Schule und somit auch das Lernen und den Lernerfolg. Inspiriert vom Londoner Family Education-Programm aus den 80er Jahren, das als Marlborough Modell bekannt wurde (vgl. Asen et al. 2001), entwickelte das HELIOS-Klinikum in Kooperation mit der Schule Hesterberg in Schleswig den Ansatz Familie in Schule (FiSch). In einem FiSch-Team arbeiten Lehrkräfte und therapeutische Fachkräfte zusammen mit Familiengruppen. Vorteile der Multifamilientherapie werden auf die Zusammenarbeit von Familie und Schule übertragen:
In Kleinklassen und unter festgelegten Rahmenbedingungen nehmen Väter, Mütter oder auch andere Familienmitglieder gemeinsam mit anderen Eltern am Unterricht ihrer Kinder teil. In Abstimmung mit den Lehrkräften unterstützen sie ihre Kinder, Lernaufgaben zu lösen und ihre selbst gewählten Wochenziele zu erreichen. In großer Runde werden Ergebnisse beim Erreichen der Wochenziele präsentiert, besprochen und Erfolge gewürdigt.
Was die Zusammenarbeit von Familien mit Schule nachweislich so wirksam macht:
- Eltern verschaffen sich selber einen Eindruck von der schulischen Situation ihres Kindes und seines Verhaltens.
- Eltern zeigen Präsenz und Verantwortung im schulischen Leben des Kindes und vermitteln die Botschaften: „Wir nehmen uns Zeit füreinander!“ „Wir sind da, auch wenn es schwierig ist!” „Wir versuchen zusammen weiterzukommen“ „Gemeinsam schaffen wir es!“
- Elternhaus und Schule arbeiten zielorientiert zusammen
- Erfahrungen aus den Familienbeziehungen können in der Schule als Ressourcen genutzt werden: „Was braucht ihr Sohn jetzt, um sich wieder zu beruhigen?“ „Wie könnte jetzt helfen, dass ihr Sohn wieder mitarbeitet?“ „Wie könnten Sie Ihrer Tochter jetzt zeigen, dass Sie sich über ihr Verhalten freuen?“
- Kinder erleben ihre Mütter/Väter (wieder) als aktiv, kompetent und im Kontakt mit Schule
- Entwicklungsprozesse und Lern-Erfolge werden gemeinsam gewürdigt und steigern die Lernmotivation
- Im Umgang mit ihren Kindern erweitern Eltern ihre Handlungsmöglichkeiten, was die Eltern-Kind-Beziehung stärkt
AFT – Aufsuchende Familientherapie
Wo keine Hoffnung ist, muss man sie erfinden“ (Marie-Luise Conen)
Bei der Aufsuchenden Familientherapie (AFT) handelt es sich um eine Hilfe für Kinder, Jugendliche und ihre Familien nach § 27 Abs. 3 SGB VIII. Im Rahmen der Hilfen zur Erziehung stellt insbesondere die AFT ein wirksames Angebot für Familien dar, die Beratungseinrichtungen aus unterschiedlichen Gründen, wie zum Beispiel Schwellenängste, Großfamilie, Multiproblemfamilien nicht in Anspruch nehmen. Ressourcenaktivierung und Niedrigschwelligkeit sind hierbei wichtige Grundpfeiler.
Ein Bedarf für aufsuchende und begleitende Familientherapie kann sich beispielsweise ergeben, wenn bereits ambulante, teilstationäre und stationäre Hilfen eingeleitet und durchgeführt wurden, bzw. wenn Kinder oder Jugendliche aus teilstationären oder stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe entlassen werden und eine weiterführende familientherapeutische Unterstützung zur Nachhaltigkeit der bisher durchgeführten Hilfe notwendig erscheint.
Wir unterstützen
… Familien, alleinerziehende Mütter/Väter und Patchworkfamilien
- in Trennung und Scheidung
- mit Paarkonflikten, die sich auf die Kinder und Jugendlichen auswirken
- in wiederkehrenden Krisensituationen
- mit eingeschränkten Konfliktlösungsstrategien
- in Resignation in Bezug auf ihre Selbstwirksamkeit
- bei Erziehungsproblemen, die sie nicht aus eigener Kraft lösen können
- mit Kindern und Jugendlichen, die stark verhaltensauffällig sind
in Krisen durch Krankheit, Trennung und Tod
- mit multiplen Problemlagen
- bei denen ein Kind aus einer stationären Hilfe in die Familie zurückgeführt wird
- die eine weiterführende familientherapeutische Unterstützung benötigen
Mit unserem Angebot erreichen wir Familien in besonders schwierigen Lebenslagen, die aus verschiedenen Gründen darauf angewiesen sind, dass die Therapeut*innen zu ihnen nach Hause kommen. Dieses Sich-Einlassen auf das Lebensumfeld der Familie vermittelt dieser ein Gefühl von Sicherheit, die eine Grundvoraussetzung für eine erfolgsversprechende Arbeit darstellt.
Das möchten wir erreichen
Durch die Familientherapie gelingt es, innerfamiliäre Interaktion und Kommunikation neu zu betrachten, Verständnis für die jeweils andere Perspektive zu entwickeln und neue Handlungsmöglichkeiten zu finden.
Dabei soll die Therapie so wirken, dass störungsauslösendes Verhalten verändert werden kann und die Familie in die Lage versetzt wird, Probleme eigenständig und konstruktiv zu lösen.
So arbeiten wir
Wenn möglich, findet die AFT mit allen Familienmitgliedern statt. Im Laufe des Prozesses sind sporadisch auch andere Konstellationen denkbar, wenn dies thematisch angezeigt ist.
Im Rahmen des Hilfeplanverfahrens klären wir gemeinsam mit den Familienmitgliedern, inwieweit die Therapie überwiegend, in Teilen oder überwiegend bei der Familie zu Hause stattfinden soll. Bei Bedarf kann das Setting auch gewechselt werden und z.B. in unseren Räumlichkeiten, bei Verwandten, im Sozialraum oder der Schule stattfinden.
Typisch ist das Arbeiten im Co-Team. Die Co-therapeutische Arbeitsweise ermöglicht die Reflektion im Team, vermeidet mögliche „Sogwirkungen“ durch das Familiensystem und gewährleistet eine und kontinuierliche Zusammenarbeit mit der Familie.
Unsere pädagogischen/psychologischen Fachkräfte haben eine systemische Zusatzqualifikation als Familientherapeut*innen mit einer Zertifizierung der Dachverbände DGSF/SG.
Die Termine werden mit den Familien im ca. 14-täglichen Rhythmus vereinbart. Die Dauer beträgt ungefähr ein Jahr mit der Option auf Verlängerung.
Kosten
Die Finanzierung erfolgt über das Jugendamt nach § 27,3 SGB VIII.