„Wie unverschämt“ – Von Schamböcken und dem würdevollen Umgang mit außerordentlichem Verhalten
Scham gehört zum Mensch-Sein. Sie ist eine schmerzhafte Emotion. Fast jeder kennt sie. Zugleich ist sie sehr individuell und verschieden je nach Geschlechts- und Kultur-Zugehörigkeit. Sie steckt in noch so kleinen Ritzen unseres täglichen Zusammenseins und wird dennoch häufig übersehen. Denn das Bewusstsein für Scham ist weitgehend verloren gegangen. Sie wird oft tabuisiert, verdrängt, abgewehrt und verleugnet – selbst dort, wo täglich viel Scham ausgelöst und erlebt wird. Das ist nur menschlich, birgt aber auch eine Gefahr: Unbewusste Schamgefühle können zu (selbst)destruktiven Verhaltensweisen wie Trotz, Gewalt, Kontaktabbruch, Depression oder Sucht führen.
In den letzten Jahren zeigt sich jedoch eine gegenläufige Entwicklung: Die Aufmerksamkeit für Scham und ihre Funktion als „Wächterin der Menschenwürde“ (Léon Wurmser) nimmt stark zu. Denn Scham will gefühlt und verstanden, sie will gar willkommen geheißen werden. Sie will sein. Immer mehr Menschen erkennen, dass ein konstruktiver Umgang mit Schamgefühlen unerlässlich für ein menschenwürdiges Miteinander ist. Darum ist es an der Zeit, sie endlich einmal näher zu beleuchten, anzuschauen und ihr einen Platz zu geben.
In unseren ein- bis zweitägigen Workshop beschäftigen wir uns mit
- „der Maske der Scham“ – den vielseitigen Abwehrmechanismen einer tabuisierten Emotion,
- den vier Grundformen der Scham sowie den dahinterliegenden Grundbedürfnissen und
- ihrer elementaren Funktion als „Wächterin der Menschenwürde“ (Leon Wurmser).
Wir nähern uns der Frage an, wie wir Scham integrieren und in den unterschiedlichen Feldern unserer Arbeit (Jugendhilfe, Pflege. Psychiatrie, Schule etc.) berücksichtigen können. Besonders wichtig aber: Wir werden ins Gespräch miteinander kommen, unsere eigenen Definitionen und Haltungen hinsichtlich der Scham untersuchen und Worte dafür finden … getreu dem Motto „Alles kann, nichts muss.“
Wir freuen uns über Interesse und Anfragen unter:
Referentinnen
Carina Bründlinger
Erziehungswissenschaftlerin, systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin, Multifamilientherapeutin und Trainerin. Sie arbeitet seit 2019 bei der Pfefferwerk Stadtkultur und ist Mitentwicklerin des Berliner Zentrums für Präsenz und Kompetenz in Beziehungen (PUK), das sie heute leitet. Sie hält Vorträge, Seminare u.a. zu den Programmen „Kinder aus der Klemme“, und bildet Fachkräfte für FiSch, Neue, verbindende Autorität sowie Scham & Menschenwürde aus.
Franca Wellnitz
B.Sc. Psychologie, M.A. Soziale Arbeit, systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin (i.A.) und Trainerin. Sie arbeitet seit 2018 für die Pfefferwerk Stadtkultur. Seitdem hat sie zwei Tagesgruppen für Kinder mit dem Förderschwerpunkt ‚Geistige Entwicklung‘ aufgebaut und leitet die Familieninklusive Kleinklasse (FinK) in Kreuzberg. Sie bildet Fachkräfte zu Neuer, verbindender Autorität sowie Scham & Menschenwürde aus.